135 Puppen für die Flut-Toten: Sie sagen kein Wort und schreien doch nach RÜCKTRITT!

135 Skulpturen stehen stellvertretend für die 135 Toten aus der Ahr-Region

135 Skulpturen stehen stellvertretend für die 135 Toten aus der Ahr-Region

Foto: Thomas Frey/dpa

Mainz – In gespenstischer Stille fährt das Schiff auf dem Rhein Richtung Mainz. An Bord: 135 weiße Puppen, stellvertretend für die Menschen, die bei der Flut-Katastrophe im Ahrtal in der Nacht auf den 15. Juli 2021 ums Leben kamen.

Die Bootsfahrt von Hinterbliebenen und dem Künstler Dennis Josef Meseg (45), der die Puppen gestaltet hatte, ist eine stumme Anklage. Die Staatsanwaltschaft hatte Tage zuvor die Ermittlungen gegen den ehemaligen Landrat Jürgen Pföhler (CDU) und seine Mitarbeiter des Krisenstabs wegen der fahrlässigen Tötung durch Unterlassen eingestellt.

Auf dem Rhein unterwegs: ein Ausflugsschiff mit den Angehörigen Ralph (60) und Inka Orth (59, vorn) und dem Künstler Dennis Josef Meseg (45, hinten). Das Plakat hatte die Mutter eines weiteren Opfers mitgegeben. Ihr Sohn Steve war einer von 12 Menschen, die im Lebenshilfe-Haus umkamen

Auf dem Rhein unterwegs: ein Ausflugsschiff mit den Angehörigen Ralph (60) und Inka Orth (59, vorn) und dem Künstler Dennis Josef Meseg (45, hinten). Das Plakat hatte die Mutter eines weiteren Opfers mitgegeben. Ihr Sohn Steve war einer von 12 Menschen, die im Lebenshilfe-Haus umkamen

Foto: Thomas Frey/dpa

Grund: Bei der Flut habe es sich um eine „außergewöhnliche Naturkatastrophe“ gehandelt, deren Ausmaß für die Verantwortlichen im Landratsamt Ahrweiler in ihrem Ausmaß nicht vorhersehbar gewesen sei.

„Wir fordern den Rücktritt des Justizministers“

„Für die Hinterbliebenen ist das ein Schlag ins Gesicht“, sagt Dennis Josef Meseg zu BILD. Er hatte im Auftrag der Angehörigen die Figuren zusammen mit 23 Helfern innerhalb von 10 Tagen aus alten Schaufensterpuppen gestaltet. „Ich habe die Puppen, die teilweise aus den 60er-Jahren stammen, in Köln gekauft“, erzählt der Künstler. „Auch zwei Kinderpuppen und eine Jugendliche ist dabei, stellvertretend für die ums Leben gekommenen Kinder.“

In Mainz wollen die Angehörigen-Vertreter Inka (59) und Ralph Orth (60), die Meseg den Auftrag für die Arbeiten erteilt haben, der rheinland-pfälzischen Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) einen Brief übergeben.

Inka Orth, die bei der Flut Tochter Johanna (22) verloren hat, zu BILD: „Wir fordern in dem Brief den Rücktritt des Justizministers und die Veröffentlichung des 400-seitigen Abschlussberichts der Staatsanwaltschaft. Wir kennen zwar den Inhalt, dürfen ihn aber nicht freigeben. Wir finden, die Ergebnisse sollten allen Menschen im Ahrtal zur Verfügung stehen.“

Besonders bewegend: die Puppe einer schwangeren Frau. Künstler Meseg zu BILD: „Sie steht stellvertretend für die Familien, die nicht mehr weiter wachsen können.“

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