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Genitalverstümmelung von Frauen Uno fällt offenbar auf falsche Fatwa herein

Die Meldung der Uno klang furchterregend: Die Terrorgruppe "Islamischer Staat" soll die Genitalverstümmelung von Frauen im Irak und in Syrien befohlen haben. Doch die Vereinten Nationen sind offenbar einer falschen Fatwa im Internet aufgesessen.
Verschleierte Frauen im vom "Islamischen Staat" kontrollierten Rakka: Nun auch Genitalverstümmelung?

Verschleierte Frauen im vom "Islamischen Staat" kontrollierten Rakka: Nun auch Genitalverstümmelung?

Foto: © Stringer . / Reuters/ REUTERS

Mossul/Genf - Kein Tag vergeht ohne neue Schreckensnachrichten aus dem Irak. Die Terrorgruppe "Islamischer Staat" (IS) bedroht Christen mit dem Tod und verlangt sogar, Schaufensterpuppen zu verschleiern.

Auf den ersten Blick passt auch die Meldung der Uno in dieses Bild: Die stellvertretende Uno-Gesandte im Irak, Jacqueline Badcock, verkündete am Donnerstag in einer Videokonferenz, dass die islamistischen Extremisten die Genitalverstümmelung aller Frauen befohlen hätten. Sie behauptete, dass die IS-Extremisten ein entsprechendes Rechtsgutachten, eine sogenannte Fatwa, erlassen hätten. Das betreffe alle Frauen im Alter zwischen elf und 46 Jahren.

Unter Berufung auf Uno-Zahlen schätzte sie, dass vier Millionen Mädchen und Frauen betroffen sein könnten. Bisher sei die Praxis der Genitalverstümmelung im Irak nicht weit verbreitet und nur "in einigen isolierten Regionen" üblich gewesen.

Die Fatwa ist offenbar eine Fälschung

Doch offenbar ist Badcock die Einzige, die von der Fatwa weiß. Einwohner in Mossul teilten am Donnerstag mit, sie würden zum ersten Mal von dieser Anordnung hören. Auch IS-Vertreter wiesen die Behauptung der Uno-Vertreterin zurück.

Auf Twitter kursiert eine Abschrift der angeblichen Fatwa . Nur datiert diese aus dem vergangenen Jahr und wirkt manipuliert. Manche Worte sind falsch geschrieben, zudem weist der Text Lücken auf. Das Schriftstück wurde von IS-Chef Abu Bakr al-Baghdadi ausgestellt, der sich inzwischen zum Kalifen Ibrahim ausrufen ließ.

Hinzu kommt: Die weibliche Genitalverstümmelung ist eigentlich kein Merkmal des salafistischen Islam, wie er vom "Islamischen Staat" propagiert wird.

Auch die Uno selbst äußert inzwischen Zweifel an der Behauptung ihrer Mitarbeiterin. Man prüfe, auf welchen Quellen die Aussagen von Frau Badcock beruhten, hieß es aus Genf.

Die Entfernung der äußeren weiblichen Geschlechtsorgane ist besonders in afrikanischen Ländern, aber auch im irakischen Teil Kurdistans weit verbreitet. Die Weltgesundheitsorganisation WHO schätzt, dass etwa 125 Millionen Frauen Opfer dieser grausamen Tradition geworden sind. Meistens wird die Beschneidung bei Mädchen im Kindesalter durchgeführt.

syd/AFP